Paul Meissner
Home arrow Sein Schaffen arrow Kritiken arrow Kritiken arrow „Aktions“-malerei im Griechenbeisl
„Aktions“-malerei im Griechenbeisl
In der Galerie Griechenbeisl stellt Pro­fessor Paul Meißner, Präsident der zweitgrößten Wiener Künstlervereinigung, aus. Das ist eine Demonstration. Die Übersiedlung von der Friedrichstraße, aus dem Gebäude der Secession, wo Meissner vor drei Jahren eine Kollektive zeigte, in des "Lieben Augustin" ein­stige Heimstätte ist unter anderem der Be­deutung wegen geschehen, welche der Künst­ler den kleinen Galerien beimisst.
Sie sind wagemutig sie sind beweglich. Sie haben - die auf dem Naschmarkt (Fuchs), die auf den Fleischmarkt, die in der Grünangergasse (St. Stepphan), die auf dem Börseplatz (Junge Generation) und etliche andere noch - Courage bewiesen, indem sie zum Teil unbekannte Leute oder hier fürs erste wenige Kunstrichtungen zeigten. Solcherart wurde den Wienern Wiener und ausländische Kunst entdeckt, die am Weg­rand blühte. Junge, viel oder manches versprechende Talente traten auf. Das Publikum ist in den kleinen Galerien aber auch mit Tendenzen bekannt gemacht worden, die an­derwärts bereits mehr oder minder als be­stimmender Zug an der Wandlung der Welt­kunst mitwirkten.
Eine hochinteressante Manifestation hat uns der Präsident der Secession beschert. Sie scheint uns innerlich reicher, mächtiger als Meißners erste moderne Kollektive zu sein. Immer noch sind des Künstlers Hauptfarben Schwarz und Grau, in die er nur gelegentlich etwas Lila oder auch Ocker mischt. Immer noch ist er, zumindest programmatisch, mehr an dem interessiert, was die Farbe mit ihm macht, als er mit der Farbe macht. Er will sich überraschen lassen. Meißner muss jenem heute weltweit verbreiteten Heer von „Informellen" von „Tachisten und Aktionsmalern zugezählt werden, deren vordringlichstes Anliegen der Dialog des Künstlers mit seinen Mitteln ist. Der Theorie nach geht es dabei mehr oder minder "bewußtlos" zu. Farbe wird ausgequetscht, ausgegossen, abgeklatscht, die Malfläche wird mit ihr beträufelt, bespritzt. Der Zufall soll spielen. Mehr oder minder behutsam greift der Maler in Prozesse ein, die ohne seinen Willen abrollen. Er attackiert das eine automatische Ereignis, antwortet, reagiert, betreibt Malerei nicht mehr Methode der Darstellung, sondern als Aktion „an sich".